Kultur und Politik wieder zusammenbringen

EU-Parlamentsfraktion veranstaltete Europafest in Osterholz-Scharmbeck

Populäre südamerikanische Klänge, Rap, Lieder von Brecht und Politik – geht das zusammen? Ja, das geht. Pablo Ardouin, Michael Letz, Kutlu Yurtseven und Diether Dehm bewiesen es beim Europafest der EU-Parlamentsfraktion Vereinte Europäische Linke/Nordische Grüne Linke (GUE/NGL).

Sabine Lösing (MdEP) berichtete als neues Mitglied der Fraktion im Europaparlament über die Bedeutung der Entscheidungen, die in Brüssel und Straßburg gefasst werden. Und sie klärte die Besucher der Veranstaltung über Besonderheiten im Parlamentsbetrieb auf. So sei die Arbeit in der Fraktion nicht mit der im Landtag oder im Bundestag zu vergleichen. Aufgrund der bunten nationalen Zusammensetzung auch der Parlamentsfraktion GUE/NGL gebe es zum Beispiel immer wieder unterschiedliche Abstimmungen; einen „Fraktionszwang“ gebe es nicht. Bei der Ablehnung von Präsident Barroso seien sich ihre Fraktionskollegen allerdings einig gewesen: „Die Linke in Europa fordert eine Neuorientierung der EU Politik auf eine soziale, friedliche, nachhaltige und demokratische Union. Barroso steht für eine Kontinuität der Politik, die in die Krise geführt hat.“ Sabine Lösing stimmte gemeinsam mit den EU-Abgeordneten der GUE/NGL gegen eine erneute Ernennung Barrosos zum Präsidenten der Europäischen Kommission.

Das Kulturprogramm bestimmte dann aber den Hauptteil des Abends. Diether Dehm ist nicht nur europapolitischer Sprecher der LINKEN im Bundestag und Landesvorsitzender seiner Partei in Niedersachsen und deren Spitzenkandidat zur Bundestagswahl, er ist ein ausgewiesener Brecht-Interpret. Zusammen mit Michael Letz am Klavier brachte er Stücke, die die Verrohung der Menschen im Krieg und in der Wirtschaftskrise in Deutschland vor 80 Jahren thematisieren.

Ein anderes historisches Ereignis, den Putsch in Chile am 11. September 1973, rief Pablo Ardouin mit seinen Stücken in Erinnerung. Seine musikalische Karriere begann Ardouin Ende der 60er-Jahre in der Bewegung „Das neue chilenische Lied“. Er beteiligte sich an den kulturellen Aktivitäten zur Unterstützung der Regierung der Unidad Popular und dessen Präsidenten Salvador Allende.

Spannend wurde es dann mit Kutlu Yurtseven von der Microphone Mafia, der allerdings ohne seinen Partner Signore Rossi aus Köln angereist war. Sein Rap mit Texten gegen Ausländerfeindlichkeit und Intoleranz begeisterte das Publikum. Künstlerisch ausgesprochen interessant waren die gemeinsamen Stücke von Ardouin und Yurtseven. Die Art Fusion ist nur selten zu hören und bildet eine eigene künstlerische Form.

Am Ende des Abends zeigte sich das Publikum hochzufrieden und begrüßte die Ankündigung von Herbert Behrens, künftig Politik und Kultur wieder zusammenzubringen. Wenn ihm der Einzug in den Bundestag gelänge, sei eine nächstes Fest mit linker politischer Kultur schon beschlossene Sache, sagte Behrens.