Nachrichten aus dem Landkreis Osterholz

Bund und Länder beschließen, Umsetzung mehr als fraglich

Arnold Neugebohrn

Super! Ergebnis des Gespräches zwischen Kanzlerin und Ministerpräsident*innen ist, dass die Schulen nach und nach wieder geöffnet werden – natürlich mit Corona-bedingten Einschränkungen. Die Prüfungen für Abitur und Mittleren Schulabschluss (MSA) sollen durchgeführt werden und der Unterricht soll in Gruppen von höchstens 15 Schülerinnen und Schülern erfolgen. Letzteres kann dann gerne so bleiben, es ist eine alte Forderung linker Bildungspolitik: keine Klassen oder Lerngruppen mit mehr als 15 Schüler*innen!

Wie die Schulen das jetzt machen sollen und dabei auch noch die nötigen Hygiene-Standards gewährleisten sollen, bleibt die große Frage. Wo gibt es in allen Klassenräumen Waschbecken, und dann auch noch mit Seifenspendern und solchen für Papierhandtücher?

Bei 15 Schüler*innen wird es nicht ohne Schichtbetrieb gehen – Vormittags- und Nachmittagsunterricht. Zwischendurch muss gereinigt werden, die Tische, Türklinken müssen desinfiziert werden. Wo kommt das Reinigungspersonal her? Wer sorgt für doppelten Schulbustransport? Wenn in der Schule schön die Abstände eingehalten werden, wie ist es in den Bussen? Woher kommen dafür die Masken? Was ist mit Schüler*innen, die zu Hause immungeschwächte Personen haben oder andere, die zur Risikogruppe gehören (Asthma)? Was ist mit Lehrer*innen, die zur Risikogruppe gehören?

Große Fragezeichen ergeben sich auch zu den Abitur- und MSA-Prüfungen. Durch die Medien ist ja inzwischen bekannt, dass diese Prüfungen einen Anteil von 30% an der Abschlussnote haben. Der Vorschlag z. B. aus Schleswig-Holstein, die Prüfungen abzusagen und die Noten hochzurechnen, fand v.a. in Bayern und Baden-Württemberg heftigen Widerstand. Die Vorbereitung auf die Prüfungen fallen von Schule zu Schule höchst unterschiedlich aus: Mal sind es etliche Stunden Online-Unterricht, mal ein bis zwei und häufig gar kein Vorbereitungsunterricht. Eine Schülerin (Abiturientin) aus NRW berichtet im Deutschlandfunk, eine Mitschülerin mit zwei weiteren Geschwistern ohne Rechner, Drucker etc. zu Hause habe einen Antrag bei der Sozialbehörde gestellt auf Finanzierung dieser Dinge. Begründung: Sie brauchen diese Ausrüstung, um die digitalen Lerninhalte und den Online-Unterricht wahrnehmen zu können. Antwort der Behörde: ein Smartphone in der Familie sei dafür ausreichend. Soweit also zu dem gern zitierten Satz, es solle niemand zurückbleiben – „wir wahren die Chancengleichheit“.

Das hartnäckige Beharren auf Abschlussprüfungen kommt aus einer wohlbekannten Ecke. Seit gut 20 Jahren lässt die Bertelsmann-Stiftung die Bildungspolitik in Bund und Ländern wissen, was angeblich in Sachen Bildung gut und richtig ist. Das Denken dieser Stiftung ist dabei geprägt von erzreaktionären Wirtschaftsliberalen, die das staatliche Bildungswesen am liebsten auch noch – wie schon das Gesundheitswesen – der Profitmaximierung unterwerfen möchten. Zur Bildungstheorie gehört dabei, dass man sich vom Lernen als Prozess, der seinen eigenen Wert hat, verabschiedet und zum Input-Output-Denken übergeht. Das Zauberwort heißt dabei „Kompetenzorientierung“: In den Curricula (früher Lehrpläne) steht dann, dass zu einem festgelegten Zeitpunkt bestimmte Kompetenzen erreicht sein sollen (Output). Dafür gibt es (Input) im betreffenden Schuljahr festgelegte Themen, Methoden und Materialien. Zum Schluss muss natürlich alles sorgfältig geprüft werden, damit man auch weiß, ob die erwarteten Kompetenzen wirklich abrufbereit sind.

Für dieses neoliberale Bildungskonzept sind Prüfungen so wichtig. Nicht nur zum Abschluss, sondern immer wieder zwischendurch. Linke Kritik war immer drastisch und einfach: Vom Wiegen wird die Sau nicht fett!. Mit anderen Worten, entscheidend ist der Lernprozess. Und der hat bei Abiturient*innen und Zehntklässlern in den Jahren vorher stattgefunden. Meistens jedenfalls.

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